Arbeitstagung "Fichte und Hegel: Das Bild des Absoluten und die absolute Methode", 23.-25. März 2023, Wuppertal

Vom 23.03.2023 bis zum 25.03.2023 fand die kooperative Arbeitstagung „Fichte & Hegel: Das Bild des Absoluten und die absolute Methode“ an der Bergischen Universität Wuppertal statt. Organisatoren und Vortragende waren Prof. Dr. Alexander Schnell, Prof. Dr. Dr. Kurt Appel, Dr. Daniel Kuran und Michael Boch. Die Tagung war gleichzeitig Gründungsveranstaltung des Deutsch-Österreichischen Forschungsnetzwerks „Transzendentalphilosophie, Dialektik und Phänomenologie“, welches zwei der weltweit bedeutenden Zentren zur Erforschung der Bedeutung  der transzendentalphilosophischen und idealistischen Tradition für die Gegenwart, die Forschungsplattform Religion and Transformation in Contemporary Society von Prof. Drr. Kurt Appel in Wien und dem Institut für Transzendentalphilosophie und Phänomenologie von Prof. Dr. Alexander Schnell an der Universität Wuppertal verbindet. Anlässlich dieser Stiftung wurde die Tagung durch die Prorektorin der Bergischen Universität Prof. Dr. Gerder Oellerich mit einem Grußwort eröffnet, in welchem Sie die Bedeutung der Zusammenarbeit der Universitäten Wien und Wuppertal besonders hervorhob.  

Thema der Tagung war die Eruierung des Vergleichs der konstruktiv-transzendentalen Bildlogik Johann Gottlieb Fichtes mit der spekulativen Logik Hegels. Prof. Dr. Alexander Schnell begann den ersten Tagungstag mit einer Einführung und einem Überblick über die Entwicklung der Bildlogik von Fichtes Frühwerk bis zu den Texten des Spätwerks, die für die gemeinsame Lektüre vorgesehen waren: WL 1804/II, S. 370-374, Tatsachen des Bewusstseins 1813, S. 37-42 und WL 1812, S. 69-99. Dabei betonte er die Relevanz, die das Absolute und seine absolute Erscheinung in Bezug zu einer Grundlegung des Wissens für das fichtianische Denken hat. In der Philosophie Fichtes ab 1804 und dann besonders ab 1810 wird die Frage nach der möglichen Darstellbarkeit des Absoluten im Wissen ins Zentrum gerückt. Dabei ist das Ziel der Wissenschaftslehre in seiner Methode vorgegeben, allerdings müssen sich die Begriffe und Ergebnisse in der Durchführung der Wissenschaftslehre erst zeigen. Während der frühe Fichte noch die Grundsatzphilosophie als oberste Begründungsinstanz seines Systems proklamierte, transformiert sich diese später zur Frage nach dem Absoluten, seiner Erscheinung und der Struktur des Wissens die sich in dieser Spannung bewegt. Die Selbstaneignung des Wissens vollzieht sich dabei in einer Dialektik von erscheinendem Sein und Genetisierung dieses Seins. Als dessen Höhepunkt in der mittleren Phase kann die WL 1804/II gesehen werden, in der die Erscheinung der Erscheinung den höchsten Punkt der Vermittlung darstellt. In der letzten vollständigen WL 1812 tritt eine dreistufige Bildlogik an die Stelle dieser Vermittlung, die das Bild des Absoluten (Schema I), das Bild des Bildes des Absoluten (Schema II) und das Bild vom Bild des Bildes des Absoluten (Schema III) miteinander in Beziehung setzt. 

Am Zweiten Tagungstag führte Kurt Appel in das spekulative Denken Hegels ein, woran sich eine intensive Lektüre des Kapitels Die absolute Idee aus Hegels Wissenschaft der Logik anschloss. Im Zentrum seines Vortrags lag der Zusammenhang der Phänomenologie des Geistes mit der Wissenschaft der Logik als zusammengehöriger Darstellung des Wissens. Dabei plädierte Appel dafür die Schlusspassagen der Phänomenologie und der Wissenschaft der Logik zusammenzulesen, um den Standpunkt der absoluten Methode erreichen zu können. Hegel entwickelte mithilfe seiner spekulativen Logik eine nicht-denotative Sprache, die es erlaubt die Repräsentationen, Gestalten und Formen des Wissens in ihrer Voraussetzungshaftigkeit sich darstellen zu lassen. Bei Hegel zeigt sich die höchste Vermittlungsstufe zwischen Unmittelbarkeit und Vermittlung, die sich selbst freizugeben hat – womit sich in der absoluten Methode nicht nur jede Unmittelbarkeit vermitteln, sondern auch jede Vermittlungsstruktur an sich selbst aufheben und von sich ablösen muss. Anders als bei Fichte wird dabei kein Begriff im Vorhinein aufgestellt, sondern es gilt textimmanent die Selbstbewegung des Begriffs nachzuvollziehen.

Am dritten Tagungstag hielten Dr. Daniel Kuran und Michael Boch einen zusammenfassenden Vortrag über die Perspektiven des Vergleichs von Fichtes und Hegels Systemen.  Dabei zeigten sich zwar viele Überschneidungen in der Kritik eines rein denotativen und vergegenständlichenden Denkens. Allerdings taten sich auch große terminologische Herausforderungen im Vergleich beider auf. Als zentrale Forschungsperspektiven konnten die Fragen nach der Reichweite der jeweiligen Dialektischen Methode, der Objektivitätsbegriffe und der Umgang mit Fremdursprünglichen in der Vernunft festgehalten werden. Damit wurde eine Basis geschaffen in weiteren Arbeitstagungen konkretere Lehrstücke und Problemlösungen beider Denker zu vergleichen und die vergleichende Idealismusforschung auch auf die Spätwerke der deutsche Idealisten auszuweiten.