17. Dezember 2019

Studientag "Theologie und Afrika"

Der Studientag „Afrika und Theologie“ fand am 17. Dezember 2019 zum zweiten Mal im Dominikanerkloster Wien organisiert vom Fachbereich Theologische Grundlagenforschung und des Forschungszentrums RaT statt. Bei der Veranstaltung, die sich auf verschiedene theologische Themen im afrikanischen Kontext konzentrierte, präsentierten Studierende aus verschiedenen theologischen Fachbereichen. Die meisten der anwesenden Studierenden sind Ordensleute und Priester aus verschiedenen afrikanischen Staaten. Leider konnte keine weibliche Teilnehmerin aus den Reihen der Studierenden gewonnen werden, da an der Fakultät nur wenige Frauen aus außereuropäischen Ländern studieren.
Ungeachtet dessen und des grundsätzlich patriarchalen Charakters nicht nur der afrikanischen Kultur stand die Frage nach der Würde der Frau und damit jene nach der Würde der Menschen überhaupt im Mittelpunkt. Dieser Begriff wird kulturell von und zu Gunsten von Männern definiert wird. Weibliche Genitalbeschneidung und „Trial Marriages“ wurden als klassische Beispiele mit schwerwiegenden ethischen Konsequenzen hervorgehoben, die durch soziokulturelle Bedingungen hervorgerufen wurden und die rückgängig gemacht werden müssten. Dies stellte sich nicht etwa als feministisches Randthema heraus, sondern als ein Problem, das den Zusammenhalt von Gesellschaften im Ganzen bedroht.
Zusätzlich brachte eine theologische Analyse von Laudato Si im ghanaischen Kontext eine zentrale soziale Dimension in den Vordergrund; als Kritik an der Enzyklika für ihr beredtes Schweigen im ökologischen Diskurs zur Notlage der Frauen. Die Aneignung der unbegrenzten Macht des Menschen über die Natur lässt sich nicht von der Ausübung der Herrschaft über die Frauen trennen. Diese Herrschaft ist eine symbolische und soziale Gegebenheit, welche die Ausbeutung der Natur übernimmt und darstellt. Der Schlüssel zu neuen Perspektiven in der Problematik der Unterdrückung von Frauen und der Umwelt liegt in einer umfassenden kontextuellen Bildung, die einen kulturellen Paradigmenwechsel ermöglicht. Die Menschen sollen im Rahmen einer ganzheitlichen Geschwisterlichkeit für Ungerechtigkeiten sensibilisiert werden.
Weiters wurde das brennende Thema des immer weiter verbreiteten „Prosperity Gospel“ in Afrika, welches Erwählung und finanziellen Erfolg koppelt und von den „Pfingstkirchen“ propagiert wird, diskutiert.
Ergänzt wurde der spannende Diskussionsnachmittag durch einen Vortrag von Dr. Daniela Waldburger, Lektorin vom Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien. Dr. Waldburger lieferte einen hochspannenden Beitrag, der ihre eigene sprach- und kulturwissenschaftliche Laufbahn genauso umfasste wie die diversen Aktivitäten des Instituts für Afrikawissenschaften. So gelang auch der Brückenschlag zum Hochschulort Wien.

Samuel Siaw

© Silke Lapina