RaT-Studientag "Religion and Boundaries" am 02.10.2017

Am 02.10.2017 fand ein interner Studientag der Forschungsplattform RaT zum Thema „Religion and Boundaries“ im Büro der Forschungsplattform  statt. Zahlreiche langjährige und neu hinzugestoßene RaT-Mitglieder beteiligten sich unter Anwesenheit von interessierten Studierenden an der Veranstaltung. Das Ziel des Studientages war es, unterschiedliche Projektvorschläge aus den vielfältigen unter RaT versammelten Disziplinen in der Thematik „Religion and Boundaries“ zu bündeln. Zugleich bot die Veranstaltung die Gelegenheit, den Antrag der Forschungsplattform auf Weiterführung ab 2018 vor den Mitgliedern zu präsentieren und die Konturen und Ergebnisse von 8 Jahren RaT zu resümieren.

Der Titel „Religion and Boundaries“ soll die vielen Beziehungen von Religion und Grenzen, Grenzziehungen, Grenzüberschreitungen, Grenzerfahrungen bündeln. Dies umfasst Grenzen im Inneren von Religionen, Grenzen zwischen Religionen und Grenzen zwischen Religion und Säkularem. Wie Plattform-Sprecher Kurt Appel in einer Einführung darlegte, macht nicht zuletzt die Forschung im Rahmen des Schwerpunktes Religion und Migration die politische Dimension des Themas „Religion and Boundaries“ deutlich. Darüber hinaus umfasst das Thema aber auch symbolische, sprachliche, kulturelle und institutionelle Grenzen.

Die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Grenzen verlangt einerseits eine weitere Fokussierung, andererseits die Klärung tragfähiger Begriffsverständnisse von Religion und Grenze. Der Studientag verstand sich als erste Arbeitssitzung, die eine langfristige Erarbeitung der Thematik anstoßen kann.          

Einen roten Faden der Diskussionen bildete dabei die mögliche Fokussierung von „Religion and Boundaries“ durch die Begriffe Repräsentation und Ästhetik. Diese Perspektive baut auf den von RaT organisierten internationalen Kongress „The Crisis of Representation“ auf. Religionen repräsentieren auf eine oder andere Weise Sinnansprüche, Machtansprüche, ethische Ansprüche, Ansprüche auf Zugehörigkeit etc. Die These, dass sich solche Repräsentationen stets in Praktiken, Liturgien, Symbolen, normativen Texten uvm. niederschlägt, macht es möglich, Religionen als ästhetische Programme (im weitesten Sinn der aisthesis) zu verstehen.   

Die Vorstellungen von Projektideen zum Thema „Religion and Boundaries“ konnten bereits auf einige Projektvorschläge aufbauen. Die Bandbreite der Perspektiven von politikwissenschaftlichen, unterschiedlichen theologischen, philosophischen, religionswissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Zugängen ließ dabei durchaus das Potential für gemeinsame Schnittmengen und den interdisziplinären Mehrwert erkennen. Dabei zeigte sich zum einen die Notwendigkeit, unterschiedliche Grenzbegriffe und Diskurse über Grenzen als auch materielle, politische, topologische, zeitliche, praktische und symbolische Grenzen zu unterscheiden. In welchen Bereichen werden Abgrenzungen zu Grenz-Problemen, die Menschen von konkreten politischen Rechten ausschließen? Wo ist dagegen die Begrifflichkeit des „boundary making“ und der Ansatz bei einer ständigen Aushandlung von Grenzziehungen angebracht?

Zum anderen war die Ambivalenz des Grenzbegriffes leitend, die in ihrer Ausschlussfunktion einerseits, in ihrer potentiellen Produktivität als Kontakt- und Transformations-Zone andererseits besteht. So stellte sich die Frage, ob Grenzerfahrungen nicht auf unterschiedlichsten Ebenen als Prozesse der Genese neuer religiöser Phänomene betrachtet werden könnten. Können  Grenzerfahrungen zwischen Religionen etwa vermittelt durch Literatur neu Subjektivierungsprozesse in Gang setzen? Welche neuen Formen von religiöser Praxis zeigen sich im Kontext von Grenzüberschreitungen?

Diese und viele andere Fragen ergaben sich aus ersten gemeinsamen Schritten und Reflexionen auf dem Weg zu einem gemeinsamen Projekt, zu das für weitere Projektideen offen ist und in weiteren Sitzungen erarbeitet werden soll.