28. Juni Gastvortrag von Carl Raschke im Rahmen des Seminars „Gilles Deleuze – Die Falte“

Am 28. Juni hielt Carl Raschke – Professor für Religionswissenschaft an der Universität Denver und einer der Vorreiter und Experten für postmoderne Philosophie in den USA – einen Gastvortrag im Rahmen der letzten Einheit des Seminars „Gilles Deleuze – Die Falte“. Raschke gab eine grundlegende Einführung in Deleuze und betonte dabei dessen neue Vision von Philosophie als ein Bild des Denkens (image of thought). Denken wird dabei nicht mehr als abstraktes Welt-Bild verstanden, sondern als eine offene Erfahrung mit der Weise, in der Sprache unsere Sicht auf die Welt bestimmt. Im Gegensatz zu Derrida, ist Deleuze‘ Werk nicht auf die philosophische Sprache und Terminologie beschränkt und zielt außerdem nicht primär auf eine Relektüre der philosophischen Tradition ab. Das Projekt von Deleuze kann vielmehr als eine Umkehrung des Platonismus gesehen werden, die in der Traditionslinie Nietzsches steht und zur Form eines transzendentalen Empirismus führt. So kann das Objekt der Philosophie für Deleuze weder Logik noch Rationalität sein, sondern vielmehr ist es das Vorsprachliche, das im Körper, dem Ton oder den Gesten begegnet.

Raschke wies auf die Wichtigkeit der beiden Begriffe der „Differenz“ und der „Intensität“ für Deleuze‘ Werk hin. Der Begriff der Differenz – nicht verstanden als Negation, sondern als Affirmation – konnte als der Schlüssel nicht nur zur Philosophie Deleuze‘ herausgestellt werden, sondern auch als der Schlüssel zum Denken selbst, das nach Deleuze intrinsisch philosophisch ist. Darüber hinaus wurde erläutert, dass Deleuze‘ „neues Bild des Denkens“ damit beginnt, philosophische Konzepte nicht als abstrakte Modelle, sondern als Intensitäten und sogar als Personen zu fassen. Zusätzlich gelang es Raschke, einen Überblick über einige der Hauptwerke von Deleuze zu geben: von Differenz und Wiederholung, Die Logik des Sinns über Die Falte, bis hin zu Anti-Ödipus und Tausend Plateaus.