Gastvortrag "The Un-thought of Christianity in Jan Patočka" von Martin Kočí, 21.1.2017

Im Zuge eines Studientages der DiplomandInnen und DissertantInnen des Fachbereichs Theologische Grundlagenforschung (Institut für Systematische Theologie und Ethik der Katholisch-Theologischen Fakultät) in Melk präsentierte Martin Kočí, Junior Patočka Visiting Fellow am IWM und Mitbegründer sowie Koordinator des Centre of Theology, Philosophy and Media Theory der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Charles University in Prag (www.theo-centre.cz), seine Forschungsarbeiten zu dem tschechischen Philosophen Jan Patočka, der nicht nur eine bedeutsame Figur in der Geschichte des IWM, sondern allgemein einen der interessantesten europäischen Denker des 20. Jahrhunderts darstellt.
Der Phänomenologe Jan Patočka, der wohl kaum als Religionsphilosoph oder gar als Theologe bezeichnet werden könnte, sprach in seinem Buch Ketzerische Essays zur Philosophie der Geschichte davon, dass das Christentum das bei weitem großartigste und unübertroffene jedoch gleichzeitig nicht vollständig durchdachte Phänomen bleibe. Indem er sich vordergründig auf die rätselhafte Idee des Ungedachten im Christentum konzentriert, vermag  Patočka dabei zu helfen, das Christentum sowohl von Formen einer mythischen Religion als auch von einer modernen rationalistischen und primär moralischen Theologie abzusetzen. Die Idee des Ungedachten eröffnet somit die Möglichkeit der Entwicklung eines Denkens vom „Christentum nach dem Christentum“, das als stets sich im Ankommen befindendes sein unbestimmtes Potential erst noch zu entfalten hat.